Rosa Luxemburg
In seinem Artikel „Frei zu sein“[1] fragt Joachim Käppner, warum sich Deutschland mit den Freiheitsbewegungen seiner Geschichte immer so schwertat. Die Frage kann ich nicht beantworten. Was ich aber weiß, ist das es sehr lange dauert, bis man aus Kämpferinnen und Kämpfer − die in ihrer Zeit als verräterische Staatsfeinde galten − Heldinnen und Helden macht. Erinnerungskultur ist eben ein langer und harter Prozess. Sie ist wie ein Garten, der stets und dringend Pflege braucht. Und früher oder später „blühen die Maien bei kalter Winterszeit“. Doch wer sich mit historischen Ereignissen auseinandersetzt, stellt fest, dass die Anerkennung von Heldentaten nicht nur zeit-, sondern auch geschlechtsabhängig ist. Dabei hatten die Frauen, wie Sie im folgenden Artikel lesen, immer was zu sagen. Hart und herzlich…
[1] Süddeutsche Zeitung Nr. 253, Samstag/Sonntag, 3./4. November 2018
von Johanna Panagiotou
LMU Doktorandin | Amerikanische Kulturgeschichte
Frauen in der Revolution 1918/1919
Szenische Lesung mit Musik
Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg. An seinem Ende stand eine Revolution; im Rahmen dieser verkündete Kurt Eisner den Freistaat Bayern. Eingeführt wurden das Frauenwahlrecht und der Acht-Stunden-Tag. Doch die Frauen dachten an mehr. Mehr Rechte, mehr Freiheit, paritätische Mitbestimmung.
Im Sinne eines Gedenkens an das Ende des Ersten Weltkriegs luden die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit/IFFF und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Bayern dazu ein, sich mit bedeutenden Frauen- und Friedensaktivistinnen zu beschäftigen und einen Bogen in unsere Zeit zu schlagen.
Im Mittelpunkt standen mutige Frauen, die Kriege entschlossen abgelehnt haben, egal wo und von wem sie geführt wurden. Dabei sind ihre Forderungen nach Ächtung militärischer Einsätze und dem Verbot von Waffen- und Waffenexporten erschreckend aktuell. Zur Handlung: In einem Wartesaal treffen sich am Ende des ersten Weltkrieges sechs* Frauen, die − im Umsturz der Verhältnisse − eine besondere politische Rolle spielen. Sie erzählen von ihrem Leben, ihrer Arbeit und ihrem Kampf um Gleichberechtigung.
Sabine Bollenbach als CLARA ZETKIN
"Die Gleichstellung der Frau hängt einzig und allein von ihrer ökonomischen Selbständigkeit ab. Wir sind die gleichberechtigten Kampfgenossinnen der Männer – und nicht eure Lohndrückerinnen"
Heidi Meinzolt als ANITA AUGSPURG
"Revolution… Da muss ich nochmal einhalten: Wir Ligafrauen waren und sind Gegnerinnen von Gewalt und Kriegen. Für uns Pazifistinnen ist Revolution nur dann akzeptabel, wenn sie unblutig abgeht."
Cornelia Naumann als SARAH SONJA LERCH
"Wir wollten keine Attentate! Aber die zaristischen Horden waren bewaffnet. Und der rassistische Mob trieb sich auf den Straßen immer mörderischer. Wir mussten uns verteidigen. Der Blutsonntag im Januar 1905 war das Zeichen."
Julia Killet als ROSA LUXEMBURG
"Dann sieh, dass Du Mensch bleibst! Mensch sein, ist vor allem die Hauptsache. Und das heißt, fest und klar und heiter sein. Ja, heiter! Trotz all’ dem. Denn das Heulen ist Geschäft der Schwäche."
Irmgard Hofer als TONI PFÜLF
"Als Hilfslehrerin an verschiedenen Orten in Oberbayern und München begriff ich die Chancenlosigkeit der Kinder aus armen Arbeiter- und Bauernfamilien. Das erlebte Kinderelend hat mich politisiert."
Sibylle Dippel als CONSTANZE HALLGARTEN
Die konservative Presse nennt mich “die jüdische Salon-Bolschewistin aus dem Ghetto von Bogenhausen”. Na ja, diese “Salon-Bolschewistin” kann immerhin einige der “Salon-Damen” für die Friedensbewegung gewinnen.
Fotos: © Victoria Mali, Ethno News by Jopa
* Christiane Hauck als Gabriele Kätzler war an dem Abend leider nicht da.
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