Ein Essay von Edit Engelmann
Der Kampf gegen den Klimawandel: Jede*r Politiker*in ab mittlerer Preisklasse ist bestrebt, bei jeder sich bietenden öffentlichen Gelegenheit kräftigst darauf hinzuweisen, dass er/sie den Klimawandel bekämpfen; wie wird selten bis gar nicht genannt.
Die Ahnung, wie so etwas ginge, ist limitiert. Die Absicht, wirklich etwas gegen den Willen der Industrie durchzusetzen, limitierter. Die Situation ist verfahren und Hilfe ist nicht in Sicht. Apropos Hilfe: Es hilft auch nicht, Greta vor ihren Karren zu spannen. So schön es auch ist, dass sie unsere größtenteils politisch desinteressierte Jugend aus den Ballerspiel-Sitzen holt und zum Demonstrieren bewegen kann, so wenig bietet der gesamte Greta-Komplex einen Ansatz oder eine Idee, wie die Kuh vom Eis zu holen wäre.
Meine wissenschaftliche Unbildung sagt mir deutlich, dass es für einen Kampf gegen den Klimawandel viel zu spät ist; es ist nach Zwölf. Der Klimawandel ist da. Er lugt nicht mehr grinsend ums Eck und versucht, sich durch eine sperrige Tür nach drinnen zu mogeln. Er ist angekommen und sitzt breit lächelnd in unserem Wohnzimmer nach dem Motto: „Hier bin ich! Versuch das mal zu ändern. Kannste nicht.“
Wie Recht der Klimawandel hat, sehen wir inzwischen deutlich. Inseln versinken in den Fluten, in Deutschland wird das Heu teuer, weil es nicht genügend geregnet hat und Heu nun einmal erst kräftiges Gras bedingt, das vor dem Mähen auf den Feldern kaum trocknet. Es stürmt und schneit an den unmöglichsten Orten und gemäßigte Zonen verwandeln sich in touristische Urlaubsregionen mit Sonnengarantie.
Was soll denn da bitte schön noch bekämpft werden? Zurückdrehen lässt sich das Rad der Zeit nicht. Selbst wenn es gewünscht wäre und jeder (nicht nur die Industrie, sondern auch jeder klitzekleine Haushalt) sich zurücknehmen und mit Weniger-Wollen statt Mehr-Wollen auskommen würde.
Aber wer will das schon… Selbst am Plastikstrohhalm scheiden sich schon die Geister – die einen wollen nicht mit, die anderen nicht ohne ihn. Derweil brennen Sonne und unser Wohlstandsmüll Löcher in den afrikanischen Kontinent. Und wo Sonne und Müll nicht ausreichen, sorgen Bomben für verbrannte Erde. Aber in Europa sind wir aktiv, sogar unsere Kinder nehmen an den Fridays For Future teil – kein Grund für Gewissensbisse.
"Wo Sonne und Müll nicht ausreichen, sorgen Bomben für verbrannte Erde"
Anstatt uns Gedanken darüber zu machen, wie schön es mal war und mal wieder wäre, wenn irgendeine wissenschaftlich-politisch korrekte Bezaubernde Jeanie mit einem kleinen Blinzeln das Schmutzrad der Zeit zurückdreht, anstatt uns mit Kinderkreuzzügen Sand in die Augen zu streuen; anstatt uns zurückzulehnen und zu debattieren – sollten wir nicht versuchen, Lösungen dafür zu finden, wie wir mit dem Klimawandel umgehen?
Holt doch die Prognosen aus den Schreibtischladen – Meteorologen und Wetterfrösche haben sie doch sicherlich griffbereit – sagt uns allen, wie es tatsächlich aussieht. Lasst es uns doch nicht länger ignorieren, sondern den Schaden in seinem wirklichen Ausmaß betrachten und dann versuchen, Strategien zu finden, wie wir damit leben können. Alle und jeder einzelne.
Was müssen wir in Zukunft anbauen? Wie versorgen wir die Länder mit Wasser, wo ist es nötig? Wie halten wir einen Transport am Laufen, wo er aufgrund niedrigen Grundwassers zum Erliegen kommt? Werden wir unbewohnbare Zonen bekommen und was machen wir mit den Menschen, die jetzt dort leben? Wie entsorgen wir unseren Müll in der Zukunft? Brauchen wir überhaupt so viel Müll? Was ist dieses berühmte Narrativ „Nachhaltigkeit“ eigentlich, was jeder bemüht und niemand versteht?
Es gibt Tausende von Fragen, die unser Weiterbestehen betreffen, über die wir nicht einmal ansatzweise nachdenken − geschweige denn eine Antwort oder Lösung haben.
Aber wir haben grünen Mitstreiter, die behaupten, dass das Militär Klimapolitik braucht. Ihre ureigene Begründung dafür haben Cem Özdemir und Tobias Lindner in ihrem FAZ-Gastbeitrag „Warum grüne Außenpolitik die Bundeswehr braucht“ dargelegt. Ist da wirklich ein Lösungsansatz für unsere wirklichen Probleme zu ersehen, oder sind es nur grün formulierte Worthülsen, die sich weder in Rat noch in Tat umsetzen lassen? Weg reden lassen sich diese Klimaprobleme nicht. Da sind schon heldenhafte Taten gefragt – doch nicht unbedingt von den Streitkräften. Vielleicht ist Streit dafür gerade der falsche Ansatz.
Es gibt so viel zu tun, was wir statt Bomben-Werfen, Kriege anzetteln und Rüstung hochschrauben und militärischen Einsätzen erledigen könnten, um das Leben auf diesem Planeten zu erhalten. Ansonsten kann es eines Tages passieren, dass ein Komet an der Erde vorbeifliegt und ihr zuruft: „Was hast Du? Menschen? Ach, mach Dir keine Sorgen. Das hatte ich auch mal. Dauert nicht lange.“
Sciencefiction Szenario? Die Wirklichkeit hat die viele Gesichter.
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